Die Arbeit der Buchgestalter ist ja stets das Gegenteil eines von Tag-zu-Tag-Geschäfts. Bücher brauchen Zeit. Wir haben zwar schon einmal ein Buch in 2 Stunden gemacht, damals, als Johannes Paul II. starb und Herder blitzartig auf die Druckmaschine wollte… aber in der Regel entstehen Bücher langsam mit einer Idee und einer Verlagskalkulation – angesichts derer wir oft zum ersten Mal von einem Projekt hören – hin zur tatsächlichen Erarbeitung eines Inhalts oder einer Gestaltung und zum Druck.
Wen wundert es also, dass wir mit überschaubaren Ausnahmen im März, April und Mai beschäftigt waren. Gab es doch Projekte, die teils schon ein ganzes Jahr in Arbeit waren, oder solche, die alle paar Monate bei uns «aufschlagen». Nein, im Moment merkten wir die Krise nicht so sehr. Der Chef arbeitete seit einem Jahr «remote» – und nun begann dasselbe eben auch für die Angestellten (und die Kunden). Aber es bleibt ja nicht dabei, die Krise ist noch lange nicht vorüber, bloß weil man mittlerweile mit einer Maske im Gesicht ins Restaurant gehen darf. Im März sind bei uns eigentlich die meisten Projekte, die ab Juni/Juli starten sollten, geschoben oder gecancelt worden. Große Rechnungen sind unbezahlt geblieben, Zukunftsplanungen und Umsatzaussichten haben sich verdüstert.
Wir sind allerdings nicht mutlos. Aber wie alle kleineren Betriebe wünschen wir uns, bald wieder besser in die Zukunft blicken zu können und die notwendige Tätigkeit der Umsatzvorausplanung und Ressourcensicherung wieder aufnehmen zu können. Uns hat nicht nur Corona betroffen (und glücklicherweise ist niemand von uns krank geworden), uns kam auch der tiefe Fall des Erdölkurses in die Quere, da stets, sobald dies passiert, die Projekte, die wir für einige Golfstaaten bearbeiten, mühsam werden: die Kommunikation schlechter, das Warten länger, Vertrag hin oder her. Glücklicherweise haben wir noch große Projekte, deren Beendigung in diesem Jahr vonstatten gehen wird, aber wir wissen nicht genau, wie es weitergeht.
Insofern haben wir als Kreative gemacht, was Kreative eben tun. Haben uns gemeinsam und auch jeder für sich hingesetzt und uns Gedanken gemacht, was wir mit unseren Fähigkeiten bewerkstelligen können und wollen. Und da sind ein paar Dinge in Bewegung geraten, wie zum Beispiel das Projekt Silent Cities, eine Sammlung von Fotos und Texten von Menschen aus vielen Ländern, die sich plötzlich der Leere in unserer sonst bevölkerten Welt ausgesetzt sahen. Oder wir haben einen Instagram-Account aufgebaut. Wir sind gerade dabei, unter dem Namen Apropos” eine Storytelling-Website aufzubauen, die einen profitfreien Marktplatz beinhaltet, und auf der wir ausgesuchte Dinge vorstellen, deren Geschichte wir für erzählenswert halten. Alles kostet nur, was es eben kostet – wir haben nichts verhandelt und nehmen keine Marge, sondern überlassen es dem Käufer, selbst zu entscheiden, was er oder sie uns für unsere Leistung geben mag. Dafür, dass wir die Geschichte erzählen und präsentieren. Ein Versuchsballon, auf dem Weg zu neuen Techniken, wie wir die Welt vielleicht ein bisschen mitverbessern können (noch kein Link aber ein Foto).
Wir haben während der Coronakrise in unseren Remote-Meetings den Modus des ergebnisoffenen Brainstormings eingeführt, und dadurch einen Raum geschaffen, in dem wir uns als Team ganz neu kennenlernen konnten. Jeder Einzelne hat diese Gelegenheiten, kreatives Potential auszuloten und in alle möglichen Richtungen nachzudenken, als eine echte Bereicherung empfunden. Wir machen damit auf jeden Fall weiter und werden sicher noch eine Menge neuer Pfade einschlagen, um die Dinge spannend zu halten.
Und wir freuen uns, wenn es unseren Kunden bald wieder besser geht und neue Projekte auf uns zukommen. Wie die meisten kleinen Unternehmen befinden wir uns gefühlt in der Coronakrisen-Halbzeit – also angeschlagen, aber alles andere als am Boden. Und wir hoffen, dass Sie – wer auch immer Sie sind – genauso optimistisch wie wir in die Zukunft blicken.
Juni 2020